Site Overlay

CONCERT: HEIM@T Berlin (13+17+19 Aug 2022)

HEIM@T Berlin

Drei musikalische Begegnungen im HAUNT

 

 

Eine neue Konzertreihe mit Festivalcharakter stellt Fragen nach Heimat und kultureller Identität. HEIM@TBerlin präsentiert an drei Abenden insgesamt 25 Musiker*innen aus aller Welt, die in Berlin zuhause sind oder hier unlängst Zuflucht gefunden haben. Alle Beteiligten spielen nicht nur Musik aus den jeweiligen Herkunftsländern. Es erklingen auch die Resultate der verschiedensten kulturellen Begegnungen, die Berlin wie kaum eine andere Stadt ermöglicht. Die stilistische Bandbreite reicht dabei von traditioneller Musik über Klassik bis zu Jazz und Improvisationen.

Im stimmungsvollen Innenhof des HAUNT in Tiergarten steht der musikalische Dialog im Zentrum. Den jeweiligen Programmen der Ensembles und Solist*innen folgt auch ein Konzertteil, den die Künstler*innen des Abends gemeinsam gestalten.

Bar öffnet jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn.

Eintritt frei

 

Die Veranstaltungen

HEIM@T  Berlin – Ukrainischer Abend
Samstag, 13.08.2022

Krystyna Petrynka : Die Bandura, das ukrainischen Nationalinstrument
Vokaltrio VEREMIIA: Alte und neue ukrainische Lieder
Artem Kara: E-Cello

Dieser Abend ist Musikern aus der Ukraine gewidmet, die erst seit kurzem in Berlin leben.

Von unbekannten Klängen des Nationalinstruments, der Bandura, über neue und alte ukrainische Lieder, gesungen von der Frauenband VEREMIIA bis hin zu Elektropop des E-Cellisten Artem Kara.

Artem Kara, an der Dnipro Academy of Music ausgebildeter Cellist, gründete 2017 die elektronisch-akustische CELLOVECHNO BAND. Vor einigen Monaten kam er mit seiner kleinen Familie in Berlin an, sein Ensemble ist noch in der Ukraine bzw. in Europa verstreut. So konzertiert Artem Kara alleine auf seinem E-Cello mit Zuspielungen. Sein kraftvolles Spiel bewegt sich zwischen Elektronik und Pop.

Krystyna Petrynka spielt die Bandura. Die gezupfte Lautenzither mit dem unverwechselbaren warmen Sound gilt als Nationalinstrument der Ukraine. Als Musikwissenschaftlerin schrieb Krystyna Petrynka sogar ihrer Magisterarbeit über die Bandura. Gerade als sie sich an ihre Dissertation machen wollte, begann der Krieg. Khrystyna Petrynka floh zu Verwandten nach Frankfurt, über das Stipendienprogramm der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) kam sie nach Berlin.

DasVokaltrio VEREMIIA bietet alte und neue ukrainische Lieder. Die drei Sängerinnen kommen alle aus Riwne im Nordwesten der Ukraine und haben einen vielseitigen künstlerischen Background. Zhanna Bychkovska verzeichnete Erfolge als Schauspielerin wie als Pop-Interpretin und errang nationale und internationale Preise. Natalia Bojarska trat als Sängerin traditioneller Lieder, aber auch als Schauspielerin im Theater ihrer Heimatstadt auf. Oksana Ostrowska ist Ballett- und Volkstänzerin, Sängerin, Schauspielerin – und als Designerin von Kleidung auch eine Meisterin im Nähen ukrainischer Trachtenblusen.

„For me HOME means where is my family and where is safe. When nice people around you without evil thoughts. Only with feeling of safety you can create something beautiful.“

Artem

 

HEIM@T  Berlin – Weltenkammermusik
Mittwoch, 17.08.2022

Hören sie an diesem Abend christliche und islamische Instrumentalmusik mit Ney (orientalische Langhalsflöte), Laute, Violine, Gambe und Kanun (türkische Kastenzither) und Weltenkammermusik des Ensembles LACASSAX, welche Tango, Klezmer, Jazz, Klassik und Moderne im sich vereint.

OPEN CHAMBER Berlin
Catherine Aglibut: Barockvioline
Ömer-Kaan Özdag: Kanun (türkische Kastenzither)
Attila Wiegand: Ney (orientalische Längsflöte), Percussion
Christoph Sommer: Laute
Annette Rheinfurth: Violone

In diesem Konzert steht der musikalische Dialog mystische islamische und christliche Instrumentalmusik. Neben der Tasavvuf-Musik (Mystische islamischer Musik) dem Kernrepertoire der beiden Musikern mit türkischen Wurzeln aus Berlin und den Rosenkranzmysteriensonaten von H.I. F. Biber wird das Programm durch maurisch geprägte Musik aus Spanien, sephardische Stücke und auch Werke aus dem osteuropäischen Raum erweitert. Mit Respekt vor jeder Musiktradition bewegt sich das Ensemble spielerisch und assoziativ zwischen den musikalischen Welten. Die Klänge fließen ineinander und improvisatorische Momente schaffen einen Raum, in dem eine neue musikalische Begegnung entstehen kann.

„Heimat ist für mich, wo ich mich mit allen Facetten meines kulturellen Schaffens wohlfühlen kann. Deshalb ist Berlin für mich, als Deutscher mit teils türkischen Wurzeln der ideale Ort. Musikalisch ist es für mich die wilde Mischung aus Balkan, Klezmer, Orientalischen Klängen und urbanem Berliner Gefühl. Man weiß es außerdem, wenn einem keine Alternative in den Sinn kommt.“         

Attila

 

TRIO LACCASAX
Timofey Sattarov – Akkordeon, Piano / Komposition

Andrey Lakisov – Saxophone, Gitarre, Piano
Bernd Gesell – Kontrabass

Im Musikerleben gehört es zum Alltag, dass man ständig unterwegs ist und dabei immer wieder Grenzen überquert. Darunter sind sowohl geographische als auch musikalische Grenzen gemeint. Die Musik von Trio Laccasax verinnerlicht hierbei Einflüsse aus verschiedensten Kulturen. Musikrichtungen wie Tango, Klezmer, Jazz, Klassik und Moderne treffen sich in der sogenannten Kammerweltmusik – Weltmusik mit kammermusikalischem Anspruch. Man pendelt scheinbar mühelos zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung, zwischen Einfachheit und Komplexität, Tiefsinn und Leichtigkeit, Bezeichnenderweise wird diese Verbindung von E- und U- Musik von dem Trio auch salopp »EU-Musik« genannt.

„Wir kommen aus drei verschiedenen Ländern. Das ist Weißrussland bei Andrey, Quedlinburg bei Bernd und im meinem Falle das weite russische Sibirien, wo ich mich noch gut daran erinnern kann, wie ich als Kind im wilden Feld auf die Kühe meines Vaters aufgepasst habe. Die Musik hat unsere Wege verbunden und uns alle drei ganz stark geprägt. Wir sind sozusagen in der Musik beheimatet. Die musikalische Sprache ist international.“

Timofey

 

HEIM@T  Berlin – East meets West
Freitag, 19.08.2022

17 Musiker aus zehn verschiedenen Ländern richten ihren Blick an diesem Abend in vielfältigen Konzertprogrammen Richtung Osten. Es erklingen russische und ukrainische Volksgesänge des Ensembles POLYNUSHKA, Musik der Seidenstraße von Ud und Guzheng mit MUKDAD&LIN und der italienischer Frühbarock des Ensembles OPEN CHAMBER Berlin verbindet sich mit traditionellen chinesischen Klängen von Sheng (Chin.Mundorgel) und Erhu (Chin. Kniegeige).

MUKDAD & LIN
„Entlang der Seidenstraße“
Wassim Mukdad – Oud 
Lixue Lin-Siedler- Guzheng, Koto

Die Seidenstraße ist eine der ältesten Handelsrouten der Welt. Über Jahrhunderte wurden hier nicht nur Waren getauscht, auch Religionen und Kulturen breiteten sich über sie aus. Bis heute besitzt die Seidenstraße eine geradezu mythische Aura, beflügelt unsere Fantasie, sie beschwört Bilder von schwer beladenen Kamelkarawanen und Basaren aus Tausendundeiner Nacht herauf. Das Duo MUKDAD & LIN hat ein Programm entwickelt, welches Musik des Nahen und Fernen Ostens vereint. Wassim ist ein in Berlin ansässiger Musiker aus Syrien. Er spielt die Oud (die arabische bundlose Laute), komponiert und dirigiert verschiedene Ensembles. Lixue lernt seit ihrem neunten Lebensjahr die chinesische Zither ‚Guzheng‘ nach der Schule von Wang Zhongshan und traditionellen Gesang nach der Sawai Schule mit Makiko Goto.

„Der Nahe und Ferne Osten treffen sich in der neuen Heimat Berlin. Trotz den traditionellen Klängen unsere Instrumente und musikalischen Hintergründen ist das Ergebnis völlig neu und überraschend. Berlin und sein Einfluss auf uns und unser Spiel schenkt der Musik eine völlig andere Beleuchtung.“ 

Wassim

 

POLYNUSHKA
„Stimmen der Heimat“
Deniza Popova – Dina Labinska – Darja Benert – Polin Proutskova – Veronika Massold – Anna Paszkiewicz – Elisabeth Rudi – Ilja Pletner – Lidija Kirjackaja

Das Ensemble Polynushka, übersetzt „Wermutsgras“, singt authentische osteuropäische Volksmusik im urbanen Raum und sie treffen auf Rezipienten unterschiedlicher Kulturkreise und Altersstufen. Ihre archaischen Volksgesänge erzählen von einer dörflichen Lebenswelt, die sie erneut zum Klingen bringen. Diese ukrainischen und russischen Volksgesänge sind für den Großteil des Publikums ebenso faszinierend wie fremd, daher bedürfen sie einer zeitgemäßen Kontextualisierung, die sich den alten Lebensweisen und Gesängen zuwendet, um ihnen ein ästhetisches Überleben jenseits der Archive zu ermöglichen. Die Sänger*innen sind in Russland, Ukraine, Bulgarien, Polen, Moldavien und Litauen geboren und zeigen durch ihre Stimmen, wie Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Reibungen ästhetisch ausgelebt und neues Leben entstehen lassen können. Sie suchen nach Möglichkeiten mit den nationalen und traditionellen Eigenheiten umzugehen, gemeinsam singen sie, in Frieden und Freiheit, für die Zugänglichkeit zu den Quellen des immateriellen Wissens. Im Bestreben, dem Alten im Sound der Gegenwart Resonanz zu geben sind sie stets auf der Suche nach neue Klangräumen, Kooperationen und offenohrigen Gastgebern.

„Am Ende ist Heimat ein Gefühl. Es wird ausgelöst durch einen Geruch, den Anblick einer Landschaft, einer Bemerkung eines Menschen den du sehr gut kennst, eine Berührung. Diesem Gefühl in der Musik Ausdruck zu verleihen macht diese wiederum zur Heimat.“

Deniza 

 

OPEN CHAMBER BERLIN
„East meets West“
Wu Wei – Sheng (Chin. Mundorgel)
Martin Ripper – Blockflöten
Catherine Aglibut – Barockvioline
Annette Rheinfurth – Violone
Christoph Sommer – Laute, Barockgitarre

In diesem Konzert begegnen sich der international renommierte Sheng-Virtuose Wu Wei und vier Musiker von Open Chamber Berlin. Wu Wei lebt schon seit über 20 Jahren in Berlin. In diesem für HEIM@TBerlin entwickelte Programm spüren sie im Besonderen seinen musikalischen Wurzeln im der traditionellen chinesischen Musik nach und setzen sie in Kontext zu  ihrer musikalischen Heimat, der expressiven italienischen Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts. Es ist wie eine Ferienliebe: Man spricht nicht die gleiche Sprache, fühlt sich aber angezogen von der Exotik unbekannter Klänge, Ornamente und Rhythmen und findet eine gemeinsame Heimat im musikalischen Erzählen. Auch improvisative Elemente sind ein selbstverständlicher Teil des Ensembles.

„Als ein Musiker aus Shanghai in Berlin fühle ich mich frei – zwischen classic Musik, Jazz Musik, electronic Musik , contemporary Musik und improvisierter Musik. Meine musikalische Heimatstadt ist Berlin. Sie vereint das Alte, Klassische und ist gleichzeitig Neu Avantgarde. Sie zeigt die Kunst der Gegenwart und der Zukunft. Sie zeigt der Welt Demokratie und Frieden in der Kunst.“

Wu Wei